Art&Place Conference: Barrett Zinn Gross aka Vandal berichtet von den Anfängen der New Yorker Graffiti-Kultur

Foto: Barrett Zinn Gross

Subway-Taggs waren für ihn Vandalismus

Ein Highlight der Art & Place Conference war die Slide-Performance von Barrett Zinn Gross. Ende der Siebziger, Anfang der Achtziger Jahre als Graffiti-Sprayer aktiv. Er taggte an New Yorker Subways vornehmlich VANDAL. Barrett Zinn Gross berichtete, wie er überhaupt als 15-Jähriger zum Subway-Taggen und zu seinem Tagger-Namen VANDAL gekommen war.

Foto: wissensART

Als Schüler verbrachte er viel Zeit in einem Musikraum (bombshell) im Central Park, in der Nähe der East 72nd Street in Manhattan. „Viele Jugendliche, die dort abhingen, waren bekannt als ‚Parkies‘. Bevorzugtes Hobby von vielen, mit denen ich mich angefreundet hatte, war das ‚tagging up‘, also das Schreiben von Graffitis. Anfänglich hatte ich ihre Graffitis als Vandalismus denunziert. Aber dann hatten mich meine Freunde zum Schmiere stehen überredet, während sie mit einem Flo-master die Wände des Musikraums mit ihren Namen verzierten: Rasta, Sag 3, Earth und Zephyr.“
1978 wechselte Barrett Zinn Gross die Schule. 40 Minuten Fahrt mit der Subway quer durch die Stadt. Langsam fand er Gefallen am Graffiti-writing. Ein Schulfreund trug ihm das Pseudonym „Harrison“ an. Dass er jetzt auch taggte, erfreute seine Freunde. Zugleich wiesen sie ihn darauf hin, dass das Schreiben seines Pseudos viel zu lange dauern würde. Als auch ihm das bewusst wurde, änderte er sein Pseudonym in VANDAL. „Dieser neue Name gab genau meine Gefühle hinsichtlich der Bedeutung von Graffiti wieder.“ Zuvor hatte er in einem Interview mit wissensart.de bekannt: „I‘m a teenage vandal!“

Foto: Barrett Zinn Gross

Zwischen 1979 und 1981 brachte er ungefähr 25 „pieces“ auf die äußeren Seitenwände von Subway-Waggons an und noch einmal um die 100 in den Waggons. Dass er Sprühdosen und Stifte klaute und zudem noch seinen richtigen Vornamen auf die Waggons schrieb, lässt ihn heute noch den Kopf schütteln.
Nachdem seine Familie von seinen Graffiti-Aktivitäten erfuhr, und aufgrund weiterer Probleme, verließ er sein Elternhaus. Er zog zu einem engen Freund, der bald zu einem Vollzeit-Graffiti-Künstler werden sollte. Seine eigenen Taggs betrachtete er nicht als ernstzunehmende Kunst. Aber er interessierte sich weiterhin für die immer populärer werdende Graffiti-Kunst-Szene. Deren Entwicklung untersuchte er als Student der „Social Science and Art“ im Rahmen seiner Bachelor of Arts-Arbeit an der State University of New York.

Bereits Anfang der Achtziger Jahre, so stellte Barrett Zinn Gross fest, hatte der New Yorker Kunstbetrieb Gefallen an der Graffiti-Kultur gefunden. Museen und Galerien kauften und stellten Graffiti-Werke aus. Der Fashion-Bereich stellte Graffiti-Artists ein. Street Art wurde Bestandteil von Werbung und Design. Filme wie „Wild Style“ und Graffiti-Bücher wurden produziert. Die damals gestellte Frage, ob Graffiti von skeptischen Museums-Kuratoren zurückgewiesen oder vielmehr von open-minded Sammlern und Museen in ihre Sammlungen aufgenommen würde, hat die Entwicklung seitdem eindeutig beantwortet. Nicht nur in den USA, sondern auch in Deutschland, nicht zuletzt durch die resonanzstarken Ausstellungen „Eine Stadt wird bunt“ im Museum für Hamburgische Geschichte und „Illegal“ im Historischen Museum Saar, Saarbrücken.

Text: KP Flügel
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KP Flügel