Art&Place Conference: König der Verarsche, US Satiriker und Kunstaktivist Joey Skaggs über seine Pranks
Leider konnte er nicht persönlich zur Art & Place Conference nach Saarbrücken kommen. Aber nicht, weil er etwa in einer Gefängniszelle in den USA verweilen musste. Zugeschaltet per Zoom bewies er mal wieder Sinn für feinsinnig-subversiven Humor. Wie er auf seiner Homepage schreibt, war diese Selbstinszenierung im Gefängnisdress mit Zellenbackground „eine passende Kulisse für einen Talk über kulturellen Dissens“.
Im Gespräch mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern wurde seine Leitlinie für einen gelungenen Prank deutlich. Seit 1962 ist es ihm immer wieder gelungen, TV-Anstalten, Zeitungen, Magazine und Radiostationen in aller Welt mit seinen Streichen hinters Licht zu führen. Von CNN, BBC, Washington Post, New York Times bis hin zur Die Welt.
Wie er in seinem Manifest schreibt: „Mit Guerilla-Taktiken und Techniken der Werbung und Öffentlichkeitsarbeit setzt er die Tradition der Theatersatire fort und nutzt gleichzeitig die Mittel und Technologien des 21. Jahrhunderts, um weltweit zu kommunizieren. Jahrhunderts, um auf globaler Ebene zu kommunizieren. Und er tut dies, ohne gegen das Gesetz zu verstoßen oder Geld von ahnungslosen Menschen zu nehmen. Im Grunde genommen ist er ein Künstler, der die Medien als Medium nutzt, um eine Aussage zu treffen.
Indem er der Gesellschaft einen Spiegel vorhält, zeigt er, wie Hype, Heuchelei, Propaganda und Desinformation, die den Medien zugespielt werden, von den Medien an die Öffentlichkeit weitergegeben werden. Anhand von Beispielen zeigt er, wie anfällig die Öffentlichkeit für den Missbrauch durch Medien ist, die sich größtenteils im Besitz von riesigen Konglomeraten befinden, für die der Gewinn an erster Stelle steht. Fragen des Machtmissbrauchs, Interessenkonflikte und die Verwendung von Infotainment als Nachrichten sind weit verbreitet.
Er bringt die Menschen zum Lachen, hofft aber auch, sie zum Nachdenken anzuregen. Zu seinen zahlreichen Botschaften gehören:
Hinterfragen Sie Autoritäten in all ihren Formen
Geben Sie die kritische Analyse nicht zugunsten von Wunschdenken auf
Suchen Sie nach Informationen aus mehr als einer Quelle
Hinterfragen Sie vorgefasste Meinungen und Vorurteile
Skaggs‘ Arbeit erfolgt in drei Stufen. Die erste Phase ist der „Hook“: die Erstellung und Verbreitung des Schwindels. Er verwendet Broschüren, Briefe und Pressemitteilungen sowie Schauspieler, Requisiten und überzeugende Orte, um die Medien zu täuschen. Skaggs baut in jedes Stück gezielte Hinweise ein. Auf diese Weise will er den Medien eine Chance geben, nicht getäuscht zu werden.
Die zweite Phase ist die „Linie“: die Dokumentation der Aufführung. Während der Aufführung zeichnet Skaggs die Reaktionen der Medien und der Öffentlichkeit auf und sammelt die Print-, elektronischen, Audio- und Videonachrichten, während er die Entwicklung des Stücks verfolgt. Er beobachtet, was passiert, wer was mit der Geschichte macht und wie sie verändert wird.
Die dritte Stufe ist der „Sinker“: Die Entlarvung oder Enthüllung der Wahrheit und die Diskussion über die der Aufführung zugrunde liegenden Themen. Dies ist der schwierigste Aspekt der Arbeit des Künstlers, denn die Medien mögen es nicht, wenn er auf ihre Verantwortungslosigkeit und mangelnde Glaubwürdigkeit hinweist. Auch dies wird vollständig dokumentiert. Es ermöglicht ihm zu zeigen, wie die Medien die Absicht, den Inhalt und/oder die Bedeutung der Nachricht verändert haben, entweder durch Zufall oder absichtlich – und wie die Medien mit der Enthüllung der Wahrheit umgehen. Diese Phase der Arbeit bietet unweigerlich Einblicke in die Leichtgläubigkeit und Verantwortungslosigkeit der Öffentlichkeit, die nicht hinterfragt, was die Medien ihr vorsetzen, sowie in den Mangel an Ethik und das Potenzial der Medien, ihre Macht zu missbrauchen.“
Seine Arbeit ist Gegenstand des preisgekrönten Dokumentarfilms „Art of the Prank“ von Andrea Marini, der jetzt international vertrieben wird, und der Reihe „Joey Skaggs Satire and Art Activism, 1960s to the Present and Beyond“ (Joey Skaggs Satire und Kunstaktivismus, 1960er Jahre bis heute und darüber hinaus), die jetzt auf Filmfestivals gezeigt wird.