Hanna Ramminger über die Auswirkungen des Corona-Lockdowns: „Das hat mir schwer zugesetzt“
Hamburger Sopranistin äußert sich im Rahmen der Corona Studie zu den Auswirkungen der Pandemie
Meine Identität als Künstlerin hat ganz viel mit Freiheit und Selbstbestimmung zu tun und mit einem Gefühl von Aufgabe, auch die Kunst zu den Menschen zu bringen und somit für einen Energieaustausch zu sorgen. Also sowohl ich bekomme Energie und ich schaffe Energie und ich gebe sie wieder zurück, so dass dieses Wechselspiel erhalten bleibt. Das ist für mich vor allem in den Live-Begegnungen möglich, weil es dann wirklich empfindsam und empfindbar ist über die Ohren und den gesamten Körper der Anwesenden.
Für den ersten Moment war der Lockdown einfach sehr krass und irgendwie unvorstellbar, was da gerade passiert. Ich war schockiert und befand mich aber in diesem Schockzustand. In dem gleichen Zustand wie alle anderen Menschen auch erst mal. Ich hatte ehrlich gesagt überhaupt gar keine Ahnung, was das wirklich bedeutet. Dadurch, dass ich kein Freiheitsgefühl mehr empfunden habe, fühlte ich mich sehr eingeengt und meine Selbstbestimmung war auch teilweise sozusagen dahin. Das hat mich schon schweren innerlichen Krisen ausgesetzt, wobei die existenzielle nicht die allerschlimmste war.
Genau, weil ich mich als Künstlerin eigentlich kaum auseinandersetzen konnte, irgendwo oder mit irgendwem. Zum Beispiel: Welche Projekte startet man, wenn man diese Unsicherheit hat, ob überhaupt irgendwann irgendwas wieder erlaubt ist und wenn ja, in welchem Rahmen usw. Also das hat mir schwer zugesetzt.
Hanna Ramminger, Sopranistin, u.a. Preisträgerin des BELCANTO-Meisterkurses, lebt in Hamburg.
Hanna Ramminger/ Foto: Jacqueline Nolting