Katja Sattelkau über die Corona-Folgen: „ … hatte Verlustängste bezüglich meines Ateliers und der kreativen Prozesse“

Hamburger freie Künstlerin - Malerei und Objekte - äußert sich zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie.

Für meine Identität als Künstlerin sind entscheidend Freigeistigkeit, unabhängig arbeiten zu können und kreatives Schaffen. Wenn ich Kunst mache, ist für mich der Moment wichtig, sie nicht nur für mich zu machen, sondern auch für andere. Sobald meine Kunst bei anderen etwas in Gang setzt und Ideen und Impulse entstehen, wenn sie Perspektiven verändert, sehe ich mich als Künstlerin. Alles was ich mache hat mit Lebenskunst zu tun. Das meint nicht das in die Luft gucken, sondern allein, wie ich es schaffe, verschiedene Identitäten von mir unter einen Hut zu bringen, aktiv im Kulturbereich zu arbeiten, dann aber auch Brot- und Butterjobs zu haben.

Schon vor Corona konnte ich es mir nicht leisten, nur von meinem künstlerischen Schaffen zu leben. Also habe ich eine Lehrtätigkeit ausgeübt und Malkurse gegeben, die als Resultat langer, kontinuierlicher Marketingaktivitäten in den Monaten vor Corona ausgebucht waren. Mit Corona brachen die Malkurse vollkommen weg. Reflektiert betrachtet kann ich sagen, dass ich kreativ und energiemäßig noch nicht wieder aufgetankt bin, um für meine Malkurse wieder die Werbetrommel zu rühren. Ich hatte das Glück, dass ich meine Lehrtätigkeit betreffend festangestellt bin. Also hatte ich nur das Problem, keinen Unterricht mehr geben zu können, ohne wirtschaftlich betroffen zu sein. Hinsichtlich meines Einkommens hatte ich keine Sorgen, aber Verlustängste bezüglich meines Ateliers und der kreative Prozesse habe ich schon. Ich hatte mich von mir selbst ein bisschen entfremdet und habe mir die Sinnfrage gestellt: Macht das Sinn, was ich hier tue und gerade nicht tun kann?

Mein Selbstverständnis hat sich hinsichtlich des Hinterfragens der Sinnhaftigkeit meiner Arbeit verändert. Ich mache vieles nicht mehr, weil man es machen muss, sondern ich hinterfrage, was passiert dadurch mit mir. Da bin ich viel kritischer geworden – bin mir selbst treuer geworden.

 

 

 

Katja Sattelkau / Foto: KP Flügel