Autorin Yasmine M’Barek: „ … Kompromisse sind zentral für die Demokratie“

Lesung aus „Radikale Kompromisse" im Rahmen der Reihe „Ninia stellt vor....." im Pavillon Hannover am Sonnabend, 15. April 2023, 19.00 Uhr

Bei turi2 sind Sie gefragt worden, ob Sie sich als Feministin sehen. Diese Frage haben Sie verneint, ebenso haben Sie dargelegt, dass Sie nicht gendern, sondern in Diskussionen das generische Maskulinum bevorzugen. Was bedeuten für Sie Etikettierungen und die Streifrage, gendern ja oder nein?

Etikettierungen sind wichtig im Kampf gegen sie – aber ebenso hilft keine homogene Gruppe, die innerhalb einer politisch verfahrenen, gefärbten, unsachlichen Debatte alle die gleichen Bezeichnungen oder die gleiche Sprache nutzen. Inklusion und Diversität müssen erst mal per se akzeptiert werden, da sind Debatten rund ums Ändern sowieso eher lustig als hilfreich.

Apropos Etikettierungen. Der Titel Ihres Buches lautet  „Radikale Kompromisse – Warum wir uns für eine bessere Politik in der Mitte treffen müssen“. Wer ist mit „wir“ gemeint? 

Alle. Allen muss bewusst sein, wie zentral Kompromisse für die Demokratie sind. Aktivisten, Liberale, Linke, Konservative, Parlamentarier, Gewerkschaftler etc.

Sie sind Journalistin und zeitgleich in sozialen Medien aktiv. Welche Rolle können aus Ihrer Sicht die klassischen Medien heute noch spielen in Zeiten von Instagram und Tiktok? Und sehen Sie bei ersteren einen Bedeutungsverlust? Gerade wenn Medienhäuser wie RTL, Stichwort Abwicklung von Gruner und Jahr, zu zeigen scheinen, dass Journalismus nur eine Ware ist. 

Die klassischen Medien können alle auch das erzählen, was sie vorher erzählt haben. Es gibt immer ein passendes Konzept – und es spricht immer für Medien, wenn sie früh offen dafür waren und sind, und auch erfolgreich sind. Die Jugend folgt halt auf Instagram oder schaut Formate auf YouTube – die große Spaltung sehe ich da nicht. Der vermehrte Druck auf Social Media präsent zu sein, zeigt ja auch ironischerweise, was für eine Ware Journalismus sein kann: eine viel größere, mit einem noch größeren Markt – und eigentlich mehr Jobs.

Foto: Eva Roßbach

Interview: KP Flügel